Hans Canon 1829 Wien-1885 Wien

Hans Canon, unter dessen Ahnen sich neben vielen künstlerischen Talenten auch Martino Altomonte findet, kam als 16-Jähriger an die Wiener Akademie St. Anna. Nach sehr kurzem Studium erhielt er privaten Unterricht bei F. G. Waldmüller, später auch bei Carl Rahl. Drängender war in diesen Jugendjahren seine Wander- und Abenteuerlust, die ihn in den Orient, nach Frankreich und England führte. Später hielt er sich auch in Italien, Afrika und 1860 als Gast des türkischen Generals Omer Pascha in der Walachei auf. Der Pariser Aufenthalt 1858 – 1860 dürfte wohl vor allem dem Studium von Tizian, Rubens, Van Dyck und der alten Meister überhaupt gedient haben. Seine Affinität zu Barock und vor allem Renaissance zeigte sich nicht nur in der enthusiastischen Verehrung der genannten Meister sondern auch in seiner Freude am Ideal des universell gelehrten Menschen. Dieses suchte er auch an sich zu verwirklichen. Erste künstlerische Erfolge zeichneten sich in den 1850er Jahren ab, 1860 folgte der Durchbruch mit dem Gemälde "Mädchen mit Fischen". Aufgrund eines vermeintlichen öffentlichen Konflikts – er hatte, wie er vorgab, mit einer (erfolgreichen) Karikaturenserie Mitglieder des Reichsrates insultiert und sich einem Prozess zu stellen - verließ Canon Anfang der 1860er Jahre Wien und ging nach Karlsruhe, wo er an der hiesigen Kunstschule u.a. bedeutender Lehrer von Wilhelm Trübner und Hans Toma wurde. Nach weiteren Jahren in Stuttgart folgte 1873 mit der Präsentation des Hauptwerkes "Die Loge Johannis" auf der Wiener Weltausstellung die endgültige Rückkehr in die Heimatstadt. Porträtraufträge für das Kaiserhaus (1878 Kronprinz Rudolf, 1881 Kaiser Franz Joseph I.) festigten seine gesellschaftliche Stellung. Der Auftrag zur Gestaltung u. a des monumentalen Stiegenhaus-Decke für das neu erbaute Naturhistorische Museum an der Wiener Ringstrasse bildeten großen und letzten Höhepunkt im Leben des Künstlers – er stirbt kurz vor Vollendung 1885. In Canon findet die Vorstellung vom "Historismuskünstler" Verwirklichung auf höchstem Niveau: formal vor allem an Rubens und Van Dyck interessiert schuf er kraft seines Talentes und seiner ausgeprägten Persönlichkeit ein charakteristisches und hochrangiges Oeuvre.

 

Literatur

Gedächtnis-Ausstellung „Hans Canon / Hans Scherpe“, Künstlerhaus Wien 1929; Ausstellungs-Katalog „Hans Canon“, Österreichische Galerie Belvedere, Wien 1966; Franz Josef Drewes, Hans Canon (1829 - 1885), Werkverzeichnis und Monographie, Hildesheim / Zürich / New York 1994 Nachschlagwerke: Boetticher; Thieme-Becker; Vollmer