Emil Jakob Schindler, wohl der bedeutendste österreichische Landschaftsmaler in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, studierte an der Wiener Akademie der bildenden Künste unter Albert Zimmermann, der auch Lehrer von Eugen Jettel, Rudolf Ribarz und Robert Russ war. In Wien hatte sich durch den Einfluß der "paysage intime" eine grundlegende Wandlung in der Entwicklung der Landschaftsmalerei vollzogen. Schindler nahm hier eine Sonderstellung ein. Während sich Jettel und Ribarz viele Jahre in Frankreich aufhielten und so die direkte Konfrontation mit der französischen Pleinairmalerei erfuhren, waren für Schindler das Studium der holländischen Maler des 17. Jahrhunderts sowie zahlreiche Reisen - Dalmatien, Venedig, Holland, Istrien und Korfu - und ein kurzer Aufenthalt in Paris entscheidend. Er löste sich vom Stimmungsrealismus, wie er an der Wiener Akademie gelehrt wurde, und fand in der Auseinandersetzung mit Corot und Daubigny seine eigene Auffassung bestätigt, die auf Verkleinerung des Bildausschnittes, helle Tonigkeit und skizzenhafte Malweise hinzielte. Schindler ist Hauptmeister dieses spezifisch österreichischen Stimmungsimpressionismus - er selbst bezeichnete seine Malerei als 'Poetischen Realismus', da sein Bemühen nicht bloß dem Erfassen einer äußeren, optischen Wirklichkeit galt, sondern auch einer inneren, gefühlsbestimmten Wahrheit. Ab der Mitte der 80er Jahre lebte er im romantischen Schloß Plankenberg im Wienerwald. Recht bald schon und in steigendem Maße wurde Schindler durch Auszeichnungen geehrt.
Literatur
L. Hevesi, Österreichische Kunst im neunzehnten Jahrhundert, Leipzig 1903, S. 254ff; C. Moll, "Emil Jakob Schindler", Wien 1930; B. Grimschitz, "Österreichische Maler vom Biedermeier zur Moderne", Wien 1963, S. 33ff; H. Fuchs, "Emil Jakob Schindler", Wien 1970, mit Lit.; G. Frodl und andere, Katalog zur Ausstellung "Stimmungsimpressionsmus", Österreichische Galerie Belvedere, Wien 2004; Ausst.-Kat.: Agnes Husslein-Arco /Alexander Klee (Hrsg.): „Emil Jakob Schindler – Poetischer Realismus.“, Österreichische Galerie Belvedere, Wien (Ausstellung 27. Sept. 2012 - 13. Jänner 2013), München 2012; Nachschlagewerke: Wurzbach, Thieme-Becker, Müller-Singer, Bénézit, Boetticher, Busse Nr. 71766