Michael Neder 1807 Wien-1882 Wien

Der in Ober-Döbling als Sohn eines Schuhmachermeisters geborene Michael Neder war ab 1821 Schüler der Wiener Akademie. Nach drei Jahren 'Vorschule' besuchte er von 1824 bis 1829 die von Carl Gsellhofer geleitete 'Schule der historischen Elementarzeichnung'. 1826 wurde ihm die Gräflich Czerninische Goldene Medaille verliehen, Lob und Zustimmung erfuhr er auch durch Moritz Daffinger und Friedrich Gauermann. 1831 kehrte er - wahrscheinlich aus Geldnöten - für drei Jahre zu seinem ursprünglich erlernten Beruf, der Schusterei, zurück. Bis 1846 beschickte er fast alljährlich die Ausstellungen der Akademie der bildenden Künste. Von 1855 bis 1863 war er mit seinen Bildern in den Monatsaustellungen des österreichischen Kunstvereins präsent. Das Werk Michael Neders bildet eine Ausnahmeerscheinung und läßt sich in die künstlerischen Hauptströme seiner Zeit nicht einordnen. Er, der vorzügliche Techniker und mit allen Fertigkeiten der Malkunst Vertraute, entschied sich für seine Art der Malerei. Er war Berichterstatter seiner Zeit, des Lebens seiner unmittelbaren Umgebung, der Wiener Vorstadt, zeigt die Bauern, die Weinhauer, die 'kleinen Leute' bei der Arbeit und beim Feiern. Neders Sicht der Welt geht über das Optische hinaus, sie hat mit Abstrahieren - der Formen - zu tun, mit Beschränkung - der Farben, des Raumes - und mit Überzeichnung. Seine Bilder sind nicht moralisierend, sie entbehren auch jeglicher Süße und Rührseligkeit, viel mehr sind sie aber imstande, unser Gefühl anzusprechen.

Literatur
Michael Neder. 1807 - 1882, Galerie Welz, Wien 1940; K.Hareiter, Michael Neder, Wien 1948, mit Lit.; Ausstellungskatalog Michael Neder: Ohne Kompromisse, Agnes Husslein-Arco (Herausgeber), Sabine Grabner, Österreichische Galerie Belvedere, Wien 2013; Nachschlagewerke: Wurzbach, Thieme-Becker, Müller-Singer, Bénézit, Boetticher, Busse Nr. 57625