Der 1886 in Niederösterreich geborene Maler, Grafiker und Schriftsteller Oskar Kokoschka war zunächst, von 1904 bis 1909, Schüler an der Wiener Kunstgewerbeschule (bei A. von Kenner, C. O. Czeschka und B. Löffler). Ab 1907 wirkte er gestalterisch in der Wiener Werkstätte und entwarf u. a. Postkarten und Fächer. Im selben Jahr entstand die illustrierte Dichtung "Die träumenden Knaben", sowie zwei Theaterstücke. Der befreundete Adolf Loos vermittelte zahlreiche Porträtaufträge, die ihn als "jungen Wilden" schlagartig berühmt machten. Die Wiener Kunstschau 1908 wurde schließlich zum erfolgreichen Ausstellungs-Debut. Sich 1910 in Berlin aufhaltend, war er für die Zeitschrift "Der Sturm" tätig und wurde von dem Galerist Paul Cassirer unter Vertrag genommen. 1912/13 unterrichtete er als Assistent an der Wiener Kunstgewerbeschule. Nach dem Ersten Weltkrieg übernahm er 1919 bis 1924 eine Professur an der Dresdner Akademie. Es folgten ausgedehnte Reisen, auf denen große Städte- und Landschaftsbilder entstanden. 1934 übersiedelte Kokoschka nach Prag, wo er bis 1938 Professor an der Akademie war. 1937 wurden mehr als 400 Bilder beschlagnahmt und teilweise in der Ausstellung "Entartete Kunst" gezeigt. Kokoschka floh 1938 mit Olda Palkovska nach London, 1947 erhielt er die britische Staatsbürgerschaft. Sich wieder häufig auf Reisen befindend – so auch in den U.S.A. - erwarb er 1951 einen Wohnsitz in Villeneuve am Genfer See, der zu seinem Lebenszentrum werden sollte. In Salzburg gründete er mit dem Galeristen F. Welz die "Schule des Sehens", deren künstlerische Leitung Kokoschka bis 1962 innehatte. Mitte der 1970er Jahre begann ein schweres Augenleiden das Sehvermögen des Künstlers zu beeinträchtigen. Was Kokoschka als "junger Wilder", als bedeutender Protagonist der expressionistischen Avantgarde inhaltlich angerissen hatte, bleibt für das Lebenswerk bestimmend: das feinnervig-scharfsichtige Aufspüren von Wahrheiten hinter den sichtbaren Eigenschaften - von Personen, Landschaften, der Welt und ihren Erscheinungen.