"Robert Lettner. Widerstandsbilder 1968 - 1979": Eine Hommage anlässlich der 80. Wiederkehr des Geburtstages von Robert Lettner (1943-2012).

Einen bedeutenden Künstler anlässlich eines runden Geburtstags mit einer Ausstellung zu ehren ist eine schöne Sache, im Fall Robert Lettners aber lediglich ein willkommener Anlass, das zu tun, was nicht oft genug gemacht werden kann. Denn seine Malerei und da speziell die Arbeiten, die in den späten 1960er-Jahren bis in die Mitte der 1970er-Jahre entstanden sind, haben zum einen für die Kunst in Österreich nach 1945 eine große Relevanz und zum anderen nichts an Aktualität eingebüßt. Angela Stief hat dies erkannt und Lettners Werk in der wichtigen Ausstellung „The Beginning. Kunst in Österreich 1945 bis 1980“ in der Albertina modern umfangreich gewürdigt. Zudem kümmern sich Victoria Dejaco und Michael Wonnerth-Magnusson mit ihrer Galerie um die nachhaltige Verankerung des Werkes im internationalen Kontext. Wir möchten helfen, die Kunst Robert Lettners in der Breite wirken zu lassen, und zeigen im Rahmen unserer Ausstellung vierzehn Bilder, die zwischen 1968 und 1979 entstanden sind und sich dem Thema „Widerstand“ widmen. Widerstand ist nichts, was man sich aussucht. Er ist alternativlos, und somit erfüllen die Werke dieser Jahre die existenzielle Grundvoraussetzung. Punkt.

Robert Lettner kam 1943 in Frankreich zur Welt. In Gefangenschaft, denn seine Eltern waren im Widerstand. Der Widerstand seiner Eltern richtete sich gegen Nazi-Deutschland, seine eigene Generation hatte andere Gegner zu überwinden. Robert Lettner dokumentierte, ohne selbst aktiv zu sein. Er benennt diesen Widerstand mannigfaltig, und auf den Leinwänden dieser Jahre zeichnen sich sowohl Stillleben als auch narrative Bildinhalte ab. Ob es ein Mikrofon ist, das bedrohlich durch ein Messer ersetzt wird; ob es Gegenstände des Alltags sind, wie eine zur Unkenntlichkeit verformte Agraffe; oder eben eindeutig gefährliche Mordinstrumente, wie ein Deringer oder ein paar Handgranaten. Sie alle werden zu Bildmotiven und damit vereinheitlicht. Der Vermummte, die Ikone des anarchischen Aufbegehrens, bekommt ebenso eine neue Identität wie die an die Wand gestellten und gerade perlustrierten Gefangenen im Bild „Kalte Strahlung“. Welche Identität das ist, verrät uns Lettner nicht. Er dokumentiert nur.

Dass Robert Lettner nicht auf klassische malerische Techniken zurückgreift, macht in diesem Zusammenhang mehr als Sinn. Er beschäftigt sich mit diesen Themen, lange bevor es andere tun, und er wählt dafür eine neuartige Technik. Als einer der Allerersten arbeitet er mit Airbrush, verwendet Schablonen und zerstückelt somit den schöpferischen Prozess in mehrere Arbeitsschritte. Auf der Suche nach der Allgemeingültigkeit seiner Aussage schafft er Schicht für Schicht unverrückbare Fakten. Ich bin fest davon überzeugt, dass die gezeigten Bilder auch deshalb diese Aura der Gültigkeit ausstrahlen. Sie tun einander gut, wirken in ihrer Gesamtheit und lassen das Thema „Widerstand“ kraftvoll wiedererstehen. Denn eines ist klar: Ohne Widerstand geht es nicht. Im Leben nicht und in der Kunst auch nicht.