MICHAEL HORSKY. Die Biegsamkeit der vier Jahreszeiten

13 November - 20 Dezember 2024
Übersicht
"Horsky ermalt sich seine Bilder aus der Tiefe herauf. Das sichtbare Bild ist Haut, die einen vielschichtigen Organismus bedeckt." (Florian Steininger)

Die Ausstellung umfasst einen vierteiligen Werkkorpus, begleitet von Zeichnungen, die 2023/24 entstanden sind. Horskys Vier-Jahreszeiten-Bilder zeugen von einer heterogenen Identität jedes einzelnen Werks, das zig Gemälde unter sich begraben hat. In Kreuzigungsblumen, 2024 verweist nur noch der Werktitel auf die ursprüngliche christliche ikonografische Ausrichtung der Arbeit. In den Vorstufen hatte der Künstler Kreuzigungsgruppen auf wildbewegtem Acker gemalt und nachträglich mit einem Blumenmeer übertüncht, bzw. die Figurationen ausgelöscht. Die anderen drei Werke sind geprägt von einem bühnenartigen Aufbau mit biegsamer, klappriger Tiefenwirkung, denen jedoch zugleich ornamental-flächige Elemente entgegengesetzt werden. Horsky nimmt oft Anleihe bei den Meistern der Malereigeschichte von Jan Van Eyck bis Willem de Kooning. Im Bildmittelgrund von Konzert, 2024 bilden autobiografisch determinierte Protagonist:innen die Heilige Familie im Stall von Bethlehem nach Piero della Francesca, im Bildvordergrund eine isokephale Reihung expressiv-sinnlicher Violonistinnen – Jan van Eycks musizierende Engelsschar im Hinterkopf. Die Dorflandschaften in den Fensterausnehmungen schließen sich mit der Stallmauer zu einem ornamentalen Fleckensystem. Fluide schlängelnde Figurationen, mit ihren Fahrädern und Bänken verwoben, sind in die nächtliche Augarten-Parklandschaft mit Flakturm eingebettet. In Wolfgangs Leiter, 2024 verstrickt sich Horskys Professor in einer verwundenen Leiter im prekär-wabernden Malraum. Der junge Künstler startet seine Malereilaufbahn als abstrakt-gestischer Maler in der Hollegha-Klasse, bricht aber mit der Doktrin des Ungegenständlichen, indem er Nase, Mund und Auge im Sinne einer abstrakt gesteuerten Malerei ins Bild einführt. Siegfried Anzingers malerische Porträt-Ausstellung in der Galerie Krinzinger im Jahr 1994 hat den jungen Künstler zu diesem Schritt bewogen.

 

Michael Horskys malerische Praxis ist die eines Suchenden, Ringenden, Verwerfenden und schlussendlich Findenden. Horsky ermalt sich seine Bilder aus der Tiefe herauf. Das sichtbare Bild ist Haut, die einen vielschichtigen Organismus bedeckt. Darunter brodelt es – ein neuwild-Kirchnerisches Gemetzel und Getöse der Malerei. Der Plot und die Figuration sind keine vom Künstler dezidiert vorgenommenen Darstellungen, sondern sie werden in einem abstrakten Prozess an die Oberfläche gespült, dort treten sie als gelöste Bildform zutage. (Text: Florian Steininger, 2024)

Werke